Die Daniel-Geschichten sind von Anfang bis Ende spannend. Nachdem König Nebukadnezar die Macht Gottes erlebt hatte, verkündete er, dass nur noch dieser wahre Gott geehrt werden dürfe. Doch dann geschieht, was bei uns Menschen so oft passiert, wenn alles gut läuft: der König wird stolz. Gott nimmt ihm für sieben Jahre den Verstand. Er lebt wie ein Tier, bis er erkennt, dass Gottes Macht größer ist als seine. Als er Gott lobt und preist, bekommt er seine Würde und seine Herrschaft mit noch größerer Macht zurück.
Aber die Geschichte wiederholt sich: Wenn alles gut läuft, vergessen wir Gott. Nebukadnezar ist inzwischen gestorben, Daniel alt geworden. Sein Nachfolger Belsazar hält ein rauschendes Fest. Im Übermut befiehlt er, die goldenen Gefäße aus dem Tempel Gottes zu holen und daraus zu trinken. Diese Gefäße waren Gott geweiht – Belsazar entweiht sie, um seinen Spott zu zeigen.
Doch so sehr Gott uns liebt: Er lässt sich nicht verspotten. Immer wenn wir meinen, wir könnten über ihn stehen oder ihn nicht brauchen, müssen wir mit Konsequenzen rechnen. Manchmal schlicht deshalb, weil Gott uns gewähren lässt. Er sagt gewissermaßen: „Ich liebe dich, aber wenn du mit voller Wucht gegen die Wand rennen willst, ich halte dich nicht fest.“
Bei Belsazar greift Gott sichtbar ein. Mitten im Fest erscheint eine Hand, die an die Wand schreibt:
„Mene, Mene, Tekel, Parsin.“ Das heißt: „Gezählt, gezählt, gewogen, geteilt“ (Daniel 5,25)..
Niemand kann die Schrift deuten – bis man sich an Daniel erinnert. Der alte Prophet wird herbeigerufen. Der König verspricht ihm Purpur und eine hohe Stellung, wenn er die Botschaft entschlüsselt. Doch Daniel macht klar: Die Worte sind Gottes Gericht. Belsazars Tage sind gezählt, sein Leben gewogen und zu leicht befunden, sein Reich wird zerbrochen. Noch in derselben Nacht stirbt der König, und die Meder und Perser übernehmen das Reich.
Was für eine Geschichte! Und was für ein Ende. Belsazar war leichtsinnig – und musste die Konsequenzen tragen. Ganz ehrlich: Auch wir sind im Glauben oft leichtsinnig, vor allem, wenn es uns gut geht.
Was sind unsere „goldenen Gefäße“? Zum Beispiel:
- Wir ignorieren, was Gott sagt, oder verdrehen sein Wort.
- Wir sehen Gebet als Pflichtübung statt als Gespräch mit Gott.
- Wir geben uns als Christen aus, doch unser Leben zeigt etwas anderes.
- Wir wissen, was richtig ist, entscheiden uns aber bewusst dagegen.
Versuchung kommt selten mit Gewalt, oft mit Bequemlichkeit. Belsazar war nicht in Not, sondern im Überfluss. Gerade wenn alles leicht ist, werden wir nachlässig. Wir beten weniger, gehen Kompromisse ein, handeln gegen unsere Überzeugungen. Wir tun Dinge, die unserer Seele nicht guttun – nicht aus bösem Willen, sondern weil „es halt alle machen“ oder weil es gerade in unsere Work-Life-Balance passt.
Die Botschaft von Daniel 5 ist deutlich: Gott lässt uns frei handeln, aber unser Handeln hat Gewicht. Er ruft uns zur Umkehr, bevor wir an die Wand fahren.
Fragen zum Nachdenken:
- Wo neigst du im Überfluss dazu, Gott zu vergessen oder Kompromisse einzugehen?
- Welche „goldenen Gefäße“ in deinem Leben brauchen heute neue Ehrfurcht vor Gott?
Herausforderung für heute: Lies das Kapietel Daniel 5 (oder wenn du viel Zeit hast, die Kapitel 4+5).
Sei gesegnet!
„Charakter zeigt sich nicht in Zeiten des Mangels, sondern im Umgang mit Fülle“ (Abraham Lincoln zugeschrieben).